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Digitalisierung

Interview

Gewerbe in Zeiten der Digitalisierung

Die Redaktion des «Berner Landbote» hat sich mit unserem Digital-Marketing-Experten Alain de Roche über die Auswirkungen der Digitalisierung auf KMU unterhalten.

Vom Dienstleister in der Werbebranche bis zum Optikergeschäft betrifft die Digitalisierung so gut wie alle Branchen, da die potenzielle Kundschaft sich online informiert und teilweise auch einkauft. Was bedeutet das konkret für Firmen?

Alain de Roche, Digital Marketing Manager

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Während Werbekampagnen früher mehrheitlich in Printmedien veröffentlicht wurden, verlagert sich in der Gegenwart vieles auf online. Alain de Roche ist Digital Marketing Manager bei Adveritas. Er stellt fest:

«Es findet eine Verschiebung statt: Von analoger Werbung immer mehr in Richtung digitale Werbung.»

Deshalb wurde in den letzten vier Jahren bei Adveritas auch die Digitalabteilung ausgebaut, sie besteht mittlerweile aus vier Digital-Spezialisten für Online-Werbung.

Die Verschiebung analog-digital bleibt auch in der Welt der KMU nicht unbemerkt: Sandra Krebs vom Optiker-Geschäft Roder Optik AG in Belp berichtet:

«Die eine oder andere Sache ist heutzutage einfach Pflicht, wenn man gesehen und gefunden werden will. Wir haben etwa sehr viel Zeit in unsere neue Homepage investiert: Sie ist die Visitenkarte unseres Unternehmens.»

Die neue Webseite trägt bereits Früchte: Viele Kundinnen und Kunden würden ihnen ein Lob für die Homepage aussprechen.

«Über die Homepage findet neue Kundschaft den Weg zu uns. Es ist sehr schön für uns, wenn jemand beispielsweise auch aus Thun, wo es mehr als genug Optikerläden gibt, den Weg auf sich nimmt, um uns zu besuchen. Die Leute entscheiden sich für uns, weil sie die Webseite ansprechend finden.»

Auch Alain de Roche pflichtet bei:

«Eine Homepage ist ein digitales Schaufenster. Wenn das Schaufenster nicht aufgeräumt ist, kommen keine Kunden vorbei.»

Soziale Netzwerke können eine Chance sein

de Roche meint:

«Potenzielle Kundinnen und Kunden lassen sich heute online inspirieren. Wenn ein Unternehmen nicht sichtbar ist, macht ein Mitbewerber das Rennen.»

Das betreffe die Inhalte auf der Firmenwebseite, aber auch die Präsenz in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Doch nicht alle Unternehmen können die Zeit in die Arbeit stecken, die damit verbunden ist.

«Auch wir kommunizieren mithilfe von Facebook und Instagram nach aussen», so Sandra Krebs. «Dieser Aufwand läuft bei uns nebenbei. Wenn wir etwas posten, dann meist in unserer Freizeit.»

Die Kanäle regelmässig zu betreuen, brauche viel Zeit, die sie im Arbeitsalltag oft nicht hätten.

«Neben Notfällen, regulären Terminen, Messungen und Beratungen geht es darum, Schlupflöcher im Alltag zu finden, wo wir uns Social Media widmen können.»

Alain de Roche arbeitet bei Adveritas als Digital Marketing Manager. Eine Stelle, die dank der zunehmenden Digitalisierung geschaffen wurde.

de Roche bestätigt:

«Für mich als Werbetreibenden ist Social Media eine riesige Chance. Wenn ich sie nicht nutze, verpasse ich den Zug.»

Die gesammelten Nutzerdaten würden eine fast perfekte Analyse potenzieller Kunden ermöglichen, noch bevor ein persönlicher Erstkontakt stattgefunden habe. Daten über die geografische Lage des Kunden, das Online-Verhalten, persönliche Interessen, Hobbies und das Geschlecht seien nur einige Beispiele, wie man sich ein erstes Bild verschaffen und dementsprechend strategisch anpassen könne.

«Man gewinnt Erkenntnisse über Kunden und entdeckt auch schneller Optimierungspotenzial einer Kampagne»,

so de Roche. Die Analyse-Möglichkeiten seien eine praktische Hilfe, um zu sehen, wie eine aktuelle Kampagne laufe:

«Man kann eine Digital-Kampagne anpassen und optimieren. Das ist ein grosser Vorteil gegenüber analoger Werbung, dort gilt: Gedruckt ist gedruckt.»

Schritt für Schritt

Nebst der Öffentlichkeitsarbeit stelle man bei der Roder Optik AG auch im konkreten Arbeitsalltag schrittweise auf Digital um. Dabei unterscheide man klar, was sinnvoll sei, was für Firma wie für Kundschaft eine Erleichterung darstelle und was unersetzbar bleibe.

«Beim Kauf einer neuen Brille muss die Kundin, der Kunde ins Geschäft kommen und es braucht den persönlichen Kontakt»,

so Sandra Krebs. Von der Beratung über das Ausmessen und Einstellen der Brillengläser: Beim Thema Brillenkauf kommen einige Faktoren zusammen. Man müsse ein Gefühl für die Brille bekommen, feststellen, wie sich die zig Materialien, aus denen Brillen mittlerweile geschaffen werden, in der Hand und auf der Nase anfühlten.

«Das kann man digital nicht ersetzen.»

Was bei der Roder Optik AG digitalisiert wurde, ist das Kassensystem und die Kundenerfassung. Ein Teil des Termin-Buchungssystems soll künftig ebenfalls digitalisiert werden; hierzu sei eine Online-Buchungsagenda im Aufbau. Während die Digitalisierung dieser Bereiche zwar Entlastung bringe, habe sie auch schon zu Problemen geführt:

«Bei Stromausfall funktioniert nichts.»

Als Florian und Sandra Krebs die Geschäftsleitung übernahmen, seien sie sich des Potenzials der Digitalisierung von Anfang an bewusst gewesen. Doch beiden ist es wichtig, wenn, dann langsam und mit viel Fingerspitzengefühl umzustellen. Nach einer Neuerung brauche es immer Zeit, bis sich alles eingespielt habe. Und es brauche interne Schulungen. Weiter kämen im Team auch unterschiedlich Generationen zusammen: Während jüngere Mitarbeitende schneller vertraut mit digitalen Änderungen seien oder diese manchmal sogar selbst vorschlagen würden, bräuchten ältere Teammitglieder verständlicherweise oft etwas länger.

«Es müssen alle abgeholt werden. Je grösser und diverser das Team, desto wichtiger die Kommunikation

Schauen Sie sich das Originalinterview im «Berner Landbote» an.

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